Normen und deren Nutzung
Im letzten Teil der kleinen Serie haben wir auf die anerkannten Regeln der Technik geschaut. Anerkannte Regeln der Technik finden sich oft in DIN-Normen. Bei der Anwendung sollte geprüft werden, ob diese Normen den aktuellen technischen Stand wiedergeben. Da sich anerkannte Regeln der Technik viel dynamischer entwickeln als eine Norm, kann es sein, dass diese inzwischen veraltet ist. Doch was ist eine Norm und wie kann sie genutzt werden?
Normen werden definiert als ein „Dokument, das mit Konsens erstellt und von einer anerkannten Institution angenommen wurde und das für die allgemeine und wiederkehrende Anwendung Regeln, Leitlinien oder Merkmale für Tätigkeiten oder deren Ergebnisse festlegt.“1 Kurz gesagt, werden in Normen Anforderungen festgelegt, beispielsweise an Produkte oder Verfahren. Damit erleichtern sie z. B. die Qualitätssicherung oder den Export von Waren und Dienstleistungen.
Die Anwendung von Normen ist immer freiwillig und dient als Empfehlung. Rechtsbindend werden sie erst, wenn sie in Verträgen vereinbart werden.
In Deutschland werden Normen vom Deutschen Institut für Normung (DIN) betreut. Ein Normungsverfahren reicht vom Antrag (den übrigens jeder stellen kann), über die Bearbeitung in einem der ca. 70 Normenausschüsse bis zur Veröffentlichung im Beuth Verlag. Derzeit gibt es rund 34.000 DIN-Normen. Für die länderübergreifende Normung in Europa ist CEN, das Europäische Komitee für Normung, zuständig. Die Bezeichnung für europäische Normen ist EN. Geht es um die weltweiten Anwendungen von Regeln, liegt die Verantwortung bei der ISO, der Internationalen Organisation für Normung mit Sitz in Genf (ISO-Normen).
Die wichtigsten und bekanntesten Normen für das Malerhandwerk sind die DIN 18363, 18365, 18366, 18340 oder auch 18345. Als VOB Teil C (ATV) legen sie die allgemeinen technischen Vertragsbedingungen fest, die für Maler- und Lackiererarbeiten, Bodenbelagsarbeiten, Tapezierarbeiten, Trockenbauarbeiten oder Wärmedämmverbundsysteme gelten.
Andere bekannte Normen beschäftigen sich mit Materialspezifikationen, so z. B. die DIN EN 13300 „Wasserhaltige Beschichtungsstoffe für Wände und Decken im Innenbereich“. Als europäische Norm hat sie 2001 die bisherige deutsche Norm DIN 53778 abgelöst. Für Beschichtungen im Außenbereich (auf mineralischen Untergründen) gilt die DIN EN 1602, für Außen- und Innenputze mit organischen Bindemitteln die DIN EN 15824 und für Putzmörtel (mineralische Putze) die DIN EN 998-1. DIN EN bedeutet dabei, dass eine europäische Norm in die deutsche Normung übernommen wurde.
Andere relevante Normen für das Malerhandwerk beziehen sich auf die Anwendung von Materialien. Beispiele sind die DIN 18550 „Planung, Zubereitung und Ausführung von Innen- und Außenputzen“ oder die DIN 55699 „Anwendung und Verarbeitung von außenseitigen Wärmedämmverbundsystemen“.
Die Beschreibung von Prüfungen und Beurteilungen von Materialien oder Untergründen findet man oft in den ISO-Normen. Bekannte sind die DIN EN ISO 4628 „Beschichtungsstoffe – Beurteilung von Beschichtungsschäden“, die DIN EN ISO 2409 „Beschichtungsstoffe – Gitterschnittprüfung“, die DIN EN ISO 9117 „Beschichtungsstoffe – Trocknungsprüfungen“ oder die DIN EN ISO 12944 „Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahlbauteilen durch Beschichtungssysteme“.
Fazit: Normen sind heute aus der täglichen Arbeit im Malerhandwerk nicht mehr wegzudenken. Ihre Anwendung ist selbstverständlich geworden. Viele Materialien, Eigenschaften oder Tätigkeiten sind in ihnen beschrieben und gelten so einheitlich für alle Anwender. Die Kenntnis der relevanten branchenbezogenen Normen erleichtert die anstehenden Aufgaben im Büro oder auf der Baustelle.